August - November 2021

WIE SCHMECKT KOLONIALISMUS?

RU Kollektiv - Sandra Masal, Kim Kellermann, Camila Lucero

WIE SCHMECKT KOLONIALISMUS?


Schokolade ist ein globales 100 Milliardengeschäft. Das vormals exotische Produkt aus Südamerika, welches ursprünglich als Trinkschokolade mit Gewürzen getrunken wurde, kam über Spanien nach Europa. Erst durch die Anreicherung mit Zucker wurde es für europäische Gaumen geniessbar. Am zarten Schmelz der Schokolade arbeiteten sich “Schweizer Schokoladenpioniere” ab. Mit der Beigabe von Kondensmilch und dann heimischer Alpenmilch wurde die Schokolade heller, verlor an Exotik und konnte aus wirtschaftlicher als auch kommunikativer Sicht besser beworben und vertrieben werden. Der Absatz stieg.

Als Kollektiv haben wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt, indem wir mit Materialien und Symbolen rund um Schokolade und deren Verpackung experimentiert haben. Wir fragen uns, wie viel beim Konsum von Kakaoprodukten und Schokolade über deren Anbau, Herkunft und Auswirkungen reflektiert wird. Im künstlerischen Prozess haben wir uns besonders für Wahrnehmungsaspekte interessiert und versucht, scheinbar Verborgenes an die Oberfläche zu holen. Die dunkle Farbe des Kakaos, die zum Teil durch Milch aufgehellt wird und die Reflexion des Lichts auf dem metallischen Papier stehen in unserer Auseinandersetzung sinnbildlich für die Lichter, die uns nicht klar erkennen lassen, wie tief die koloniale Logik in unseren Alltag integriert ist.

Wie schmeckt Kolonialismus? Und wer darf zu diesem Themenkreis ausstellen?

Quelle:
https://www.swissinfo.ch/ger/kakao-koenige_die-pioniere-der-schweizer--schokoladen-revolution-/43730926


DIE ANDEREN / Spuren des Kolonialismus 
Gruppenausstellung im KASKO, Basel, Nov.
2021.


Die Schweiz hatte nie eigene Kolonien. Plantagenwirtschaft, Völkerschauen und Rassentheorien gehörten vor rund 100 Jahren dennoch zum Alltag der Schweizer*innen. Das prägte das Leben und das Denken der Menschen hier wie dort, mit Spuren bis heute. Welche Rolle spielt das koloniale Erbe in der ästhetischen Praxis? Dieser Frage gingen zwölf Künstler*innen aus der Schweiz, Brasilien, Peru, Kolumbien, Chile, Österreich und Deutschland nach und gestalteten die vorliegende Gruppenausstellung. Diese weist über das blosse Aufarbeiten kolonialer Zusammenhänge hinaus, sie fragt grundsätzlicher nach der Rolle der Perspektive zur Konstituierung des persönlichen Weltbilds und regt dazu an, den eigenen Kontext und seinen Einfluss auf die eigene Sichtweise bewusst wahrzunehmen und zu hinterfragen. Nebst der eigentlichen Ausstellung war der Austausch unter den Künstler*innen über ihre Recherchen und Arbeitsschritte integraler Bestandteil des Entstehungsprozesses.

Die Kuratorentätigkeit für das Projekt wurde als Prozess betrachtet. Der Austausch zwischen den KünstlernInnen während der Erarbeitung war ein wesentlicher Bestandteil. Kommunikation und Dialog waren während der künstlerischen Produktion in mehrfacher Hinsicht von entscheidender Bedeutung: als Mittel, die eigene Sichtweise um andere Perspektiven zu erweitern, und so die hergebrachte Normalität zu hinterfragen, sich der unweigerlichen Oberflächlichkeit des Blicks auf Fremdes bewusst zu werden und einer respektvollen Verständigung einen Schritt näher zu kommen.

Mit Sandra Masal (A), Kim Kellermann (DE), Camila Lucero Allegri (CL), Manuela Morales Délano (CL), Anmari Mëtsa Yabi Wili (CH), Macarena Cortés (CL),  Adriana Ravanal Urrutia (CL), Irene Trujillo (CO), Carolina Brunelli (BR/CH), Carlos Quedena Morante (PE), Remo Schnyder (CH) und Vandria Borari (BR).

Mit freundlicher Unterstützung von der Temperatio Stiftung, dem SüdKulturFonds und Abteilung Kultur Basel-Stadt.